Produkt- und Markenpiraterie

Produkt- und Markenpiraterie verursacht enorme wirtschaftliche Schäden. Betroffen sind nicht nur Hersteller, sondern auch Händler, die Markenprodukte Dritter verkaufen. Schätzungen gehen dahin, dass bereits jedes zweite mittelständische Unternehmen mit Fälschungen zu tun hatte. Ist das Produkt schlechter als das Original, kommt neben dem wirtschaftlichen Verlust noch der Imageschaden hinzu. Minderwertige Autoersatzteile, belastete Spielwaren oder gefälschte Medizinprodukte können darüber hinaus die Gesundheit und Sicherheit des Endverbrauchers und der Arbeitskräfte gefährden. Wie können sich Unternehmen schützen?

Wirtschaftlicher Schaden

Allein der deutsche Zoll hat laut seiner Statistik aus dem Vorjahr 3,7 Millionen gefälschte Warenstücke beschlagnahmt. Vor Corona waren es noch 5,1 Millionen unterschiedliche Stücke. Die EU beziffert den Wert nach Europa importierten Fälschungen auf rund 120 Mrd. Euro. Das sind 7 % aller EU-Importe. Drei Viertel davon kommen aus China und Hongkong. Bei Fälschern besonders beliebt sind Körperpflegeprodukte und Schuhe. Aber auch Maschinen und Werkzeuge, Fahrzeuge einschließlich Zubehör und Bauteile sowie Spielzeug, Kleidung und Nahrungsmittel greift der Zoll häufig auf.

Was Sie tun können

Rechtsschutz: Melden Sie Ihr Patent oder Gebrauchsmuster, Ihre Marke oder Ihr Design auch in den Fälscherstaaten und in den Absatzstaaten an, sofern es wirtschaftlich angeraten erscheint. Denn nur dann haben Sie eine Chance, mit Hilfe behördlicher Maßnahmen dort gegen die Fälscher vorzugehen

Kennzeichnung: Fälschungen werden immer besser – je nach Art der Ware ist die Identifizierung sogar für Fachleute schwierig. Bringen Sie also gegebenenfalls eine zusätzliche Kennzeichnung als Echtheitsnachweis an Ihrem Produkt an. In Frage kommen zum Beispiel ein Hologramm (kopiersicheres 3D-Etikett), ein RFID-Chip (kontaktloses „Funketikett“) oder eine verdeckte farbliche Kennzeichnung.

Prävention: Der Aktionskreis gegen Produkt- und Markenpiraterie (APM) empfiehlt darüber hinaus, bereits bei der Entwicklung von Produkten auf Fälschungssicherheit zu achten. Wichtig sei auch eine sorgfältige Auswahl der Geschäftspartner, die regelmäßige Marktbeobachtung sowie die Information von Vertriebspartnern und Kunden.

Software: Bei Produktpiraten besonders beliebt sind Markenartikel, die auf Online-Marktplätzen verkauft werden. Daher setzen Marktplatzbetreiber wie Amazon, eBay oder Alibaba eigene Schutzsysteme ein. Amazon soll 2019 dafür 500 Mio. US-Dollar investiert haben. Daneben gibt es aber immer mehr sogenannte Online-Brand-Protection-Dienstleister wie Ebrand und Corma, die im Kundenauftrag mit eigener Software und Künstlicher Intelligenz alle relevanten Marktplätze ständig beobachten und Löschungen initiieren. Die EU will zudem strengere Regulierungen der Internet-Wirtschaft und arbeitet an dem Gesetz über digitale Dienste (DAS) und dem Gesetz über digitale Märkte (DMA)

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